Von Bad Karlshafen sind es ca. 25 Flusskilometer nach Höxter. Auch für Anfänger mit gemütlichem Tempo ist die Strecke an einem Vormittag problemlos machbar. Auf dem Weg befindet sich jedoch noch ein Aufschluss bei Fürstenberg (siehe Karte). Hier könnt ihr an einem Anleger festmachen oder das Boot über die angebrachte Rolle aus dem Wasser heben. Achtung: Hier ist die Strömung sehr stark. Vom Anleger geht ihr in Richtung der kleinen Schutzhütte. Dann steht ihr auch schon direkt vor der alten Abbauwand aus rotem Buntsandstein und könnt euch nochmal die Karlshafener Schichten von Nahem ansehen (Vgl. vorheriges Kapitel).
Danach ist es nicht mehr weit bis nach Höxter, wo ihr auf dem Campingplatz am rechten Ufer euer Nachtlager aufschlagen könnt. Solltet ihr am späten Nachmittag ankommen, lohnt sich ein Spaziergang durch die historische Altstadt, wo ihr in zahlreichen Gaststätten auf ein kühles Getränk einkehren könnt. Die 3,5 km lange Wanderung auf den Ziegenberg könnt ihr dann am nächsten Tag unternehmen. Zu Fuß benötigt ihr etwa 40 Minuten bis zum Aussichtsturm und mit dem Fahrrad etwa die Hälfte der Zeit. Das Fahrrad könnt ihr auf dem Parkplatz an der Straße „An der Wilhelmshöhe“ anschließen, die Wege sind teilweise steil und schmal und nicht unbedingt für Fahrradfahrer gedacht. Ein E-Bike könnt ihr direkt beim Wesercamping Höxter miete. Falls ihr lieber selbstständig in die Pedale treten wollt, gibt es noch Zweirad Sommer, wo ihr Räder leihen könnt.
Am Ziegenberg befindet ihr euch nun nicht mehr in der Unteren Trias. Hier steht Muschelkalk aus der Mittleren Trias an. Zum Ende der Unteren Trias drang das Meer weiter nach Süden vor, da die vorangegangenen Hebungen nachließen. Außerdem entstand eine Verbindung des Norddeutschen Beckens mit dem südöstlich gelegenen Weltmeer Tethys ¹. So konnte sich ein warmes Flachmeer ausbilden, in dem die Kalksteine des Muschelkalks abgelagert wurden ³.
Die westliche Weserseite auf Höhe Höxter gehört zum Oberwälder Land, das auch als „Brakeler Muschelkalkschwelle“ bezeichnet wird und das größte zusammenhängende Vorkommen von Muschelkalk in Nordwestdeutschland beherbergt ³. Die gegenüberliegende Weserseite besteht hauptsächlich aus Buntsandstein 4 und gehört zum Naturraum Solling-Reinhardswald.
Wie ihr in der Stratigraphischen Tabelle erkennen könnt, wird der Muschelkalk in drei Regionale Stufen gegliedert (Unterer, Mittlerer und Oberer M.). Am Rodeneckturm seht ihr Gesteine des Unteren Muschelkalks (ca. 245 Mio. Jahre v. heute), der in der Region etwa 110 m Mächtigkeit erreicht ³.
An dem kleinen Aufschluss am Turm fällt sofort die dünnbankige (wenige cm), wellige Ausprägung Kalksteins ins Auge, weshalb er auch als Wellenkalk bezeichnet wird. Es handelt sich um verfestigten Kalkschlamm, der stark kalkhaltig und sehr feinkörnig (hoher Tonanteil) ist. Aufgrund der dünnen Bankung ist der Wellenkalk sehr anfällig für Verwitterung ². Unterhalb der Wurzeln seht ihr schmale Bereiche mit gelblicher Verfärbung, die in etwa senkrecht zur Bankung verlaufen. Dies können Spuren von Verwitterung sein, die durch eindringendes Wasser und Wurzelwerk verursacht wurden.
Innerhalb des Unteren Muschelkalks befinden sich zwischen den Wellenkalken aber auch dickbankigere Horizonte, die als Leithorizonte genutzt werden. Einen solchen Leithorizont werdet ihr im Verlauf der Reise noch sehen. Ähnlich wie im Buntsandstein fanden hier zyklische Änderungen in den Ablagerungsbedingungen statt, die diese Gliederung in feinbankige und dickbankigere Abschnitte zur Folge hatten. Im Gegensatz zum Wellenkalk wurden die dickbankingeren Horizonte eher unter unruhigen Wasserbedingungen abgesetzt und sind daher grobkörniger. Durch die kompaktere Erscheinungsform ergibt sich außerdem eine höhere Verwitterungsresistenz gegenüber dem Wellenkalk.
Literatur:
- Betzer, H.-J. et al. (2003): Geologie im Weser- und Osnabrücker Bergland. (Hrsg.: Geologischer Dienst NRW, Krefeld.)
- Beyer, I. (2002): Verbreitung und Eigenschaften von Massenverlagerungsgebieten an der Wellenkalk-Schichtstufe im Thüringer Becken unter besonderer Berücksichtigung
geomorphologischer und klimatologischer Steuerungsfaktoren. (Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) - Krus, H.-D. (1987): Die „Brakeler Muschelkalkschwelle“
Das Werden und Wesen einer Landschaft aus geologischer Sicht. (in: Egge – Weser : vereinsinterne Veröffentlichungen des Naturkundlichen Vereins Egge – Weser, Sitz Brakel; pp. 21-42) Online - Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (1999): Geologische Karte von Niedersachsen 1:25.000, abgerufen über den NIBIS®-Kartenserver im April 2017.