Plastikprobleme und erste Lösungsmöglichkeiten

Plastikmüll an Ufer Wer sich schon einmal etwas intensiver mit dem Thema „Plastik und den Folgen“ auseinander gesetzt hat, weiß von welchem ökologischem Desaster hier die Rede ist. Es ist neben der Klimaerwärmung eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit und ziemlich traurig, da es kaum Maßnahmen gibt, die versuchen das Problem ernsthaft zu lösen.

In diesem Artikel möchte ich Versuchen einen kleinen Einblick in die Thematik zu ermöglichen und interessante Lösungsansätze aufzuzeigen sowie Informationen für die weitere Recherche geben…

Wie groß ist das Plastikproblem?

Eine Erhebung wie viel Plastik tatsächlich produziert und weggeworfen wird ist nur schwierig möglich. Man geht allerdings von 200 – 240 Millionen Tonnen jährlich aus [Quelle: PlasticsEurope MarketResearch Group (PEMRG)]. Bei einer derart hohen Menge an produziertem Plastik, kann man sich denken, wie groß hier der Markt, die Gewinnspannen und die daraus resultierende Lobby ist.

Von dem ganzen Plastik landet eine riesige Menge letztendlich in den Weltmeeren. Die Verschmutzung reicht von größeren Plastikstücken bis hin zu sehr kleinen Plastikpartikeln (auch Mikroplastik genannt), welche bspw. aus Hygieneprodukten wie Zahnpasta, Waschmitteln oder Hautpeelings kommen. Das UN-Umweltprogramms (UNEP) geht davon aus, dass auf jeden Quadratkilometer Wasseroberfläche bis zu 18.000 Plastikteile kommen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich diese Zahl nur auf die Wasseroberfläche bezieht. Ein Großteil – schätzungsweise 70% – des Meeresmülls befinden sich unterhalb der Wasseroberfläche und auf dem Grund. Die restlichen 15% erreichen irgendwann wieder die Küsten.

Außerdem sammeln sich Teile des Plastikmülls zusammen mit anderem Abfall in einigen der sogenannten Meeresdriftströmungswirbel. Dort wird das Material verdichtet und zirkuliert entsprechend der Strömung. In den Medien ist hier oft von Müllstrudeln die Rede. Die fünf größten Meeresdriftströme sind auf folgender Abbildung zu sehen:

Meeresdriftströme der Erde

Die Müllteppiche, die sich hier bilden sind riesig . Allerdings sind pauschale Größenangaben, á la „Müllstrudel ist so groß wie Texas“ wie sie gerne in den Medien verwendet werden,  mit Vorsicht zu genießen, da es sich meist nicht um durchgängige Konstrukte handelt.

Folgen der Meeresverschmutzung

Die Auswirkungen der Verschmutzung sind ganzheitlich nur schwierig zu fassen, da es sich um einen sehr komplexen Lebensraum handelt. Klar ist, dass viele Tiere wie Vögel, Wale, Delphine, Fische, Schildkröten etc. an dem Plastikmüll verenden, da sie diesen essen oder sich in ihm verfangen. Was da allerdings alles so in langjährigen Prozessen im Mikrokosmos passiert und was das wiederum für Auswirkungen auf den Makrokosmos hat, kann wohl niemand so genau sagen. Neben den absehbaren und nicht absehbaren Folgen für unsere Umwelt hat das ganze natürlich auch wirtschaftliche Folgen. So entstehen jährlich Schäden von rund 13 Milliarden US $ in Bezug auf Seefahrt, Fischerei und das Säubern von Küstenlinien [Quelle: UNEP 2014]. Zudem hat das ganze natürlich auch Folgen für die Gesundheit, da das Plastik in die Nahrungskette gelangt und somit auch in unsere Lebensmittel.

Lösungsansätze: Das Meer wieder sauber bekommen

Einige Wissenschaftler behaupten, dass Unterfangen zur Säuberung der Meere utopisch sind, da das Problem mittlerweile zu groß geworden ist. Aber sollte man es nicht wenigstens versuchen? Bisherige Überlegungen zu dem Thema basierten meist auf speziellen Netzen, die durch die Meere geschleppt werden und den Müll aufsammeln sollten. Dies ist in Bezug auf die Größe und die Folgeprobleme tatsächlich ein utopisches Unterfangen, das zum einen eine halbe Ewigkeit dauern und zum Anderen dabei bestimmt keine gute Ökobilanz aufweisen würde. Nach meiner „Laienmeinung“ liefert der 19 jährige Holländer Boyan Slat nun einen sehr vielversprechenden Ansatz. Dieser stellte eine wichtige Frage: „Wieso sollten wir uns durch den Ozean bewegen, wenn der Ozean sich durch uns bewegen kann?“. Basierend auf dieser Frage erstellte er einen ersten Konzeptentwurf und suchte sich in Wissenschaft und Industrie Unterstützung, um verschiedene Probleme seines Ansatzes zu lösen. Das Konzept macht sich die oben erwähnten fünf großen Meeresdriftströme zu Nutze, in denen sich viel von dem Müll sammelt. Die Idee ist es dort riesige schwimmende Barrieren zu errichten, die an Verankerten Plattformen befestigt sind und die der Müll nicht passieren kann. Meerestiere könnten unter diesen Barrieren hindurch schwimmen. Erste Meilensteine des Projektes waren eine 528 seitige Machbarkeitsstudie, eine Untersuchungen der Wasserschichten, in der sich das meiste Plastik sammelt (Ergebnis 1-3 Meter unter der Wasseroberfläche) sowie ein erster PoC (Proof of Concept). In dem PoC wurde ein 40 Meter langer Prototyp erfolgreich getestet. Einer der nächsten Meilensteine des Projektes ist die Errichtung einer 2 Km langen Barriere vor der japanischen Insel Tsushima.  oceancleanup_kuestenpilot2 Dies wäre dann die bisher längste jemals errichtete durchgängige Struktur in den Meeren – Hier sollen weitere Erkenntnisse gesammelt werden. Diese Prototypen sind allerdings nur erste Ansätze. Die späteren Strukturen sollen diese bei weitem übertreffen. oceancleanup_konzept  In der Machbarkeitsstudie ist bspw. die Rede von einer 100 Km langen Struktur, welche innerhalb von 10 Jahren 42% des Pazifischen Müllwirbels säubern könnte. Das sind schätzungsweise 70.320.000 Kg Plastik. Als wichtige Motivation für das Ganze ist der Kostenfaktor zu nennen, der hier immer wieder Erwähnung findet – So soll die Säuberung von rund 1Kg Müll bei dem Unterfangen mit nur 4.53€ zu Buche schlagen.

Wo nun hin mit dem ganzen Müll? Auch hierfür liefert das Konzept Ansätze basierend auf Recycling Maßnahmen. Boyan Slat macht hier den Anfang – Der Buchband der ausgedruckten Version der Machbarkeitsstudie „How the oceans can clean themselves“ ist aus recyceltem Meeresplastik gefertigt. Das Projekt ist Open-Source – die Enwicklungen und Details lassen sich auf der Webseite http://www.theoceancleanup.com einsehen.

Da es sich um ein crowdfunding handelt, kann man auf der Website natürlich auch spenden. Folgend das Video, indem Slat sein Konzept 2014 in New York präsentiert:

Fazit

Ich finde das Projekt und die Idee dahinter großartig. Ein großes Lob muss man dem Team zudem aussprechen, auf welche Art sie ihre Idee vermarkten und damit Sponsoren gewinnen. Was an dieser Stelle nicht verschwiegen werden darf, ist allerdings das es in der Wissenschaftsgemeinde deutliche kritischere Stimmen gibt – Slat und sein junges Team würden verschiedene Faktoren unterschätzen und ein Unterfangen in dieser Dimension sei utopisch. Zudem darf nicht vergessen werden, dass vieles von dem Plastikmüll sich auf Dauer zersetzt und sich auf dem Meeresgrund absetzt. Ich finde es trotzdem toll was das Team bisher erreicht hat und hoffe das das Konzept aufgeht. Nach meiner Meinung ist dies ein guter Anfang. Langfristig kann allerdings nur eine Kombination aus verschiedenen Lösungen nachhaltig die Verschmutzung stoppen. Das fängt an der Quelle an: Wenn man betrachtet wie viel Plastik produziert wird – als Beispiel fallen mir hier schlagartig die Käsepackungen im Supermarkt ein, in denen jede einzelne Scheibe in einer eigenen Plastikfolie verpackt ist – könnte man hier schon präventiv ansetzen. Zudem kann jeder einzelne etwas beitragen – Müll vernünftig entsorgen und keine Produkte mit Mikroplastik etc. kaufen.

Bildergallerie Plastikprobleme:

Interessante Links zum Thema Plastik und Meeresverschmutzung:

http://www.plasticseurope.de/das-ist-kunststoff/erzeugung-verarbeitung.aspx

http://www.theoceancleanup.com/problem.html

http://www.saubere-meere.de/plastik/showArticle/3

http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf

http://www.plasticseurope.de/das-ist-kunststoff/erzeugung-verarbeitung.aspx

 

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