Schöne Aussichten in Bad Karlshafen

Es geht weiter in den malerischen Ort Bad Karlshafen nahe der Hannoverschen Klippen. Der Ort liegt etwa 45 km flussabwärts von Hannoversch Münden. Je nach Zeitplan und Ausdauer könnt ihr einen Zwischenstopp an einem der drei Campingplätze machen, die sich auf der Strecke befinden (siehe Karte). In Bad Karlshafen angekommen, findet ihr den Campingplatz direkt am rechten Weserufer. Auf der großzügigen Rasenfläche könnt ihr euer Zelt aufschlagen und den wunderschönen Ausblick auf die Berge des gegenüberliegenden Ufers genießen. Obacht: Gerade während der Sommermonate und insbesondere am Wochenende legen hier am linken Ufer Passagierschiffe an und ab.

Buntsandstein bei Bad Karlshafen

Abbauwand am Steinbruch Niemeyer bei Bad Karlshafen. Hier wird der „Rote Wesersandstein“ abgebaut.

Die Hannoverschen Klippen und den Aussichtpunkt Weser-Skywalk könnt ihr bei einer kleinen Wanderung besichtigen. Vom Campingplatz sind es etwa 3 km (45 Min.). Auf dem Weg kommt ihr am Steinbruch Niemeyer vorbei. Hier wird der typisch rote Buntsandstein abgebaut, der für viele Gebäude in der Gegend verwendet wurde. Bitte bleibt auf dem kleinen Platz an der Straße, der Steinbruch ist noch in Betrieb. Die Abbruchwand und die Gerätschaften könnt ihr von hier aus trotzdem sehen und ein paar große Blöcke Buntsandstein als Anschauungsmaterial liegen auch neben der Auffahrt.

Der Buntsandstein bildet die älteste Formation, die ihr an der Oberweser begegnen werdet. Er lagerte sich zu Beginn der Trias (ca. 250 Mio. Jahre v. heute) ab. Die Rheinische Masse diente als wüstenartiges Liefergebiet dieser Sedimente, die unter subtropischem bis aridem Klima in komplexen Fluss- und Lagunenlandschaften transportiert und abgelagert wurden ². Ausgangsmaterial war hier wahrscheinlich Granit, der verwitterte und erodierte. Seine beständigsten Anteile, hauptsächlich Quarz aber auch Glimmer, blieben übrig und wurden vom Flusssystem aufgenommen.

Das Gestein am Steinbruch Niemeyer stammt aus dem Mittleren Buntsandstein. Diese regionale Stufe ist wiederum in vier Formationen unterteilt, die sich aus Änderungen in den Ablagerungsbedingungen ergeben: Volpriehausen-, Hardegsen-, Detfurth-, und Solling-Formation. Hier befinden wir uns in der jüngsten Formation – der Solling-Formation. Im Verlauf des Solling wird das Material langsam feinkörniger, der sog. Basissandstein im Liegenden ist recht grobkörnig und am Übergang zum Oberen Buntsandstein befinden sich tonige Grenzschichten, welche direkt nördlich des Steinbruchs auftreten 3. Innerhalb der anderen Formationen ist dieser Materialwechsel jeweils noch deutlicher ausgeprägt ². Im Mittleren Buntsandstein änderten sich die Ablagerungsbedingungen also in mehreren Zyklen, was gut zu den o.g. Fluss- und Lagunensystemen passt, die ständig im Wandel waren. Gründe hierfür können sowohl Hebungen und Senkungen der Landschaft als auch Klimaänderungen sein ².

Frischer Abbruch der Karlshafener Schichten am Steinbruch Niemeyer.

Im Steinbruch werden fein- bis mittelkörnige Sandsteine abgebaut, die in rötlich bis violetten Brauntönen auftreten und auch als Karlshafener Schichten bezeichnet werden 4. Die einzelnen Quarzkörner sind gut erkennbar. Die rote Farbe ist auf die Anhaftungen von eisenhaltigen Mineralen zurückzuführen, was auch die terrestrische Herkunft der Sedimente dokumentiert. Eisenverbindungen entstehen häufig als Verwitterungsprodukt in tropischem oder aridem Klima 1. Außerdem sind in der Sonne schimmernde Schuppen von Glimmer zu erkennen. Durch den hohen Quarzanteil (85-99 %)7 ist der Sandstein zwar recht hart, jedoch führt der Glimmer dazu, dass das Material leichter zu bearbeiten ist, da er im Vergleich zu Quarz weicher ist und eine gute Spaltbarkeit aufweist.

Nun geht es weiter zum Skywalk an den Hannoverschen Klippen. An der Straße befindet sich ein ausgeschilderter Parkplatz, von wo aus ein kleiner Wanderweg zum Aussichtspunkt führt. Von der 25 t schweren Stahlkonstruktion, die in den Felsen eingelassen wurde, könnt ihr auch die Klippen genauer betrachten. Das geht natürlich am besten in der laublosen Jahreszeit. Direkt unterhalb der Plattform steht auch etwas vom Buntsandstein an, der hier in hellen Braun- bis Beigetönen auftritt. Die hellere Farbe ist darauf zurückzuführen, dass andere eisenhaltige Minerale als in den Karlshafener Schichten vorhanden sind oder sie chemisch umgewandelt wurden 6.

Wir befinden uns zwar immer noch in der Solling-Formation, jedoch wird das Gestein hier den Trendelburg Schichten zugeordnet. Sie sind, verglichen mit den Karlshafener Schichten, verwitterungsbeständiger und bilden daher diese markanten Klippen aus 4. Der Anteil an Glimmer ist in diesen Schichten viel geringer. Aufgrund der schlechteren Spaltbarkeit eignet sich der Graue Wesersandstein, wie sie auch genannt werden, nicht so gut für glatte Fassaden, trotzdem wurden sie als Bruchstein für z.B. Kopfsteinpflaster abgebaut.

Hannoversche Klippen aus Buntsandstein (Trendelburg Schichten) bei Bad Karlshafen.

Als Ursache für diese feinen Unterschiede innerhalb der Solling-Formation ist eine Änderung im Flusssystem wahrscheinlich. Die untere Solling-Formation (Trendelburg Schichten) wurde eher in einem verflochtenen System abgelagert, während die obere Solling-Formation (Karlshafener Schichten) sich in einem mäandrierenden Fluss absetzten 8.

Im Bereich der Klippen finden sich hin und wieder auch Kiesablagerungen, die die Weser dort hinterlassen hat, als sie sich ihren Weg durch den Buntsandstein bahnte. Mit etwa 20 cm pro 1.000 Jahre hat sie sich während der letzten eine Millionen Jahre in das Gestein gewaschen 4. Leider sind viele Wege entlang des Kamms mittlerweile gesperrt, da sie von Rutschungen und Steinschlag bedroht sind. Weserkiese könnt ihr euch aber trotzdem anschauen:

Weserkiese bei Wahmbeck

Euer nächstes Ausflugziel sind die Ablagerungen aus Kies und Sand, die der Fluss etwa 60 Meter oberhalb seines heutigen Niveaus zurückließ. Dieser Aufschluss befindet sich ca. 7 km flussaufwärts von Bad Karlshafen. Über den gut ausgebauten Radweg direkt entlang der Weser benötigt ihr etwa eine halbe Stunde mit dem Fahrrad, eine Wanderung zu Fuß würde 1,5 Stunden dauern. Räder bekommt ihr bei der Fahrradvermietung Weserbergland.

Der Weg biegt an der nächsten Weserschleife leicht nach links ab. Folgt ihr ihm durch den Wald, kommt ihr bald zu einer Pferdeweide. Von dort geht es rechts über einen holprigen Forstweg weiter in den Wald. Nach ca. 50 m zweigt der Forstweg nach links ab und führt euch zur ehemaligen Kiesgrube. Leider ist sie schon ziemlich überwachsen und Bauschutt wurde dort ebenfalls abgeladen. Wenn ihr in der Mitte der Fläche etwas buddelt, könnt ihr die Kiese aber sehen.

Weserkiese der Oberterrassen-Zeit bei Wahmbeck.

Das Sediment besteht aus Grob- bis Mittelsand mit geringen Anteilen an Feinsand und Silt. Auffällig sind die großen Kiesel, die sich in dem Gemisch befinden. Sie sind etwa 1-5 cm groß und bestehen zum Großteil aus Material der Umgebung wie Buntsandstein und Muschelkalk. Vereinzelt finden sich auch ganze Quarze unter den Kiesen, die aus Quarzgängen stammen. Außerdem kommen auch Vulkanite vor, die aus dem Thüringer Wald herangetragen wurden 5. Nordisches Material, d.h. Granite, finden sich nicht in den Ablagerungen, weshalb sie aus einer Zeit vor der Eisbedeckung der Elster-Kaltzeit stammen, denn erst diese Gletscher brachten Granite ins heutige Niedersachsen. Aufgrund dieser Tatsache und dem Höhenniveau werden diese Weserkiese dem Oberterrassenkomplex zugeordnet 2 und 5. Die zeitliche Einordnung erfolgt ins Altpleistozän 3, genauer in die Cromer-Zeit vor ca. 660.000 Jahren ².

Damals floss die Weser von Hameln aus nach Nordwesten über Springe und von dort weiter nach Norden. Nachdem sie Hannover passierte, bog sie bei Mellendorf Richtung Nienburg nach Nordwesten ab, wo sie dann in einen Flusslauf mündete, der vermutlich aus Richtung Thüringen/Sachsen kam 5. Der heutige, nordöstliche Verlauf wurde erst während der Mittelterrassenzeit (ausgehende Elster-Kaltzeit bis Saale-Kaltzeit) angelegt. Mehr dazu im Kapitel Hameln.


Literatur:

  1. Bahlburg, H. & Breitkreuz, C. (2008): Grundlagen der Geologie (3. Auflage, Spektrum-Verlag)
  2. Betzer, H.-J. et al. (2003): Geologie im Weser- und Osnabrücker Bergland. (Hrsg.: Geologischer Dienst NRW, Krefeld.)
  3. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (1999): Geologische Karte von Niedersachsen 1:25.000, abgerufen über den NIBIS®-Kartenserver im April 2017.
  4. Lepper, J. (2017): Hannoversche Klippen bei Bad Karlshafen. (Hrsg.: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Hannover) Online aufgerufen im April 2017.
  5. Rohde, P. (1994): Weser und Leine am Berglandrand zur Ober- und Mittelterrassen-Zeit. (Eiszeitalter und Gegenwart, Bd. 44; pp. 106-113).
  6. Schmidkonz, B. (2015): Buntsandstein – Zur Chemie und seiner Farbe (in: Das Wasgau-Felsenland. Ein Geo- und Bildführer. pp. 32-37; Hrsg. Geiger, M.)
  7. Steinbruch Niemeyer, Homepage aufgerufen im April 2017
  8. Weber, J. & Ricken, W. (2005): Quartz cementation and related sedimentary architecture of the Triassic Solling Formation, Reinhardswald Basin, Germany. (Sedimentary Geology Bd. 175, pp. 459-477)

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