Von Rinteln ist Porta Westfalica nur etwa 15 km Luftlinie entfernt, über den Wasserweg sind es jedoch gut 25 km. Die Weser windet sich in vielen Schleifen durch ihr Bett und macht einen großen Bogen Richtung Vlotho und Bad Oeynhausen. Bei Porta Westfalica durchbricht sie dann den Höhenzug des Wiehengebirges (Westseite) und des Wesergebirges (Ostseite). Hinter der „Porta“ öffnet sich dann die Norddeutsche Tiefebene.
Unglücklicherweise gibt es keinen Campingplatz, der direkt in Porta Westfalica liegt. Ihr müsst noch etwa 5 km weiter paddeln, dann könnt ihr am linken Weserufer beim Faltboot- und Skiclub Minden euer Zelt aufschlagen. Der Verein ist Mitglied im DKV.
Um Weser- und Wiehengebirge und die dort aufgeschlossenen Gesteine des Jura kennenzulernen, sind zwei Touren in der Karte eingetragen. Ihr könnt euch in Minden ein Fahrrad mieten oder mit dem Zug von Minden nach Porta Westfalica fahren. Zu Fuß dauern die Wanderungen (ohne Zugfahrt) jeweils etwa 1,5 – 2 Stunden (ca. 5 km). Mit dem Fahrrad braucht ihr von Minden ungefähr eine 45 Minuten zum Kaiser Wilhelm-Denkmal (8 km) und von dort weitere 45 Minuten zum Fernsehturm auf dem Kamm des Wesergebirges. Der Rückweg zum Campingplatz geht mit 30 Min. (9 km) etwas schneller, es geht bergab!
Vom imposanten Kaiser-Denkmal habt ihr einen tollen Ausblick in die Norddeutsche Tiefebene,auf die Weser und das Wesergebirge. Das Denkmal ist aus dem sogenannten Porta-Sandstein gebaut. Dabei handelt es sich um einen feinkörnigen, kalkfreien, hellen Sandstein. Zum Teil hat er ein bräunlich-gelbliches Aussehen, ist also nicht ganz so hell wie der Obernkirchener Sandstein. Der Steinbruch, dem das Material genommen wurde befindet sich nicht weit entfernt und beherbergt mittlerweile die Goethe-Freilichtbühne. Er ist also nur zu betreten, wenn auch die Bühne geöffnet hat.
Wir befinden uns wieder im Jura, genauer im Mittleren Jura (Dogger). Zur Zeit des Callov (vor ca. 163 Mio. Jahren) fanden Sandschüttung aus Süden aus den Gebieten der Rheinischen Masse in das Norddeutsche Becken statt, aus denen dann der Porta-Sandstein entstand. Das Gestein stellt eine Besonderheit dar, da es nur im Bereich zwischen Lübbecke und etwas östlich von Porta Westfalica mit Mächtigkeiten um 15 m auftritt ². Die teilweise bräunliche Färbung des Porta-Sandsteins rührt von Eisenmineralen, die auch die festländische Herkunft des Sandes dokumentieren. Im Hangendes des Sandsteins kommt sogar ein ca. 1,5 m mächtiger, stark eisenhaltiger Horizont, das Wittekindflöz mit bis zu 27,5 % Eisengehalt ². Dieser Horizont bildet den Übergang zum Hangenden, dem Ornatenton, von dem ihr die jüngsten Schichten schon im Steinbruch Todenmann gesehen habt. Im Wiehengebirge konnten in diesem Gestein sogar Zähne und Skelettreste von Sauriern gefunden werden 4.
Im restlichen Wiehengebirge ist der Dogger durch Kalksandsteine und Tonsteine vertreten, die teilweisen sehr reich an Fossilien sind. Diese doggerzeitlichen Sedimente sind im Wiehengebirge grobkörniger als im Wesergebirge. Das heutige Wiehengebirge lag also zu dieser Zeit näher am Festland als heutige Wesergebirge ².

Nach Norden einfallende Heersum-Schichten am Kamm des Wiehengebirges zwischen Kaiserdenkmal und Moltketurm.
Weiter geht es vom Denkmal Richtung Westen, entlang des Kamms. Dort gibt es auch einen Weg für Mountainbiker, der ist aber mit einem normalen City-Rad nicht unbedingt befahrbar. Eine kurze Wanderung zum Moltketurm lohnt sich aber trotzdem. Hier kommt ihr an anstehendem Gestein des Jura vorbei, sodass ihr die für das Wiehengebirge typischen Lagerungsverhältnisse erkennen könnt. An der Treppe auf dem Foto sind die Heersum-Schichten zu sehen. Hier sind sie allerdings schon ziemlich verwittert, sodass die Farbe eher gräulich-gelblich ist. Grüne Moose und Flechten haben sich ebenfalls auf dem Gestein angesiedelt. Die Schichten fallen nach Norden ein und spiegeln das gesamte Einfallen der jurassischen Schichten des Wiehengebirges wider (siehe Zeichnung unten). Sie tauchen also quasi aus der Norddeutschen Tiefebene auf und bilden den Kamm des Höhenzugs. Das Wesergebirge ist, bis auf geringen Abweichungen in den Mächtigkeiten, sehr ähnlich aufgebaut. Bis auf den östlichsten Teil fehlt der Porta-Sandstein dort jedoch.

Stark vereinfachter Querschnitt durch den Wittekindsberg (oben) und den tieferen Untergrund der Umgebung um das Wiehengebirge (unten). Gezeichnet nach Informationen aus Betzer et al. (2003)² und dem Geoportal NRW³.
Im Zuge der Hebungen der Region während der Oberkreide, wurden die Schichten zu aufgestellt. Die Hebungen waren eine Folge der Auffaltung der Alpen. Im Norden befand sich immer noch der alte Skandinavische Schild mit seinen präkambrischen und paläozoischen, massigen Gesteinen, die als Konter fungierten. Die Gebiete zwischen den beiden Einheiten wurden eingeengt, herausgehoben und horizontal geschert. Dabei schob sich das Norddeutsche Becken im Norden auf die Pompeckjsche Schwelle (siehe Zeichnung im Kapitel Rinteln) und im Süden auf die Rheinische Masse. Letztere sank infolge dessen ab und stelle nun ein Becken dar ². Es fand also eine Inversion statt. Dabei wurden alte Störungen im tieferen Untergrund, die bei früheren Gebirgsbildungen (variszische Orogenese) entstanden, z.T. reaktiviert. Die Wiehen- und Wesergebirgsflexur bilden tektonisches Elemente, die die heutigen Lagerungsverhältnisse ermöglichten. Demnach zeichnen die Höhenzüge die Flexuren nach 5.
Auf zur Porta-Kanzel! Genießt die Abfahrt ins Tal, bevor es wieder hinauf zum Kamm des Wesergebirges geht. Natürlich könnt ihr auch einen kurzen Umweg über den kleinen aber sehr gemütlichen Altstadtkern von Porta Westfalica machen und euch erstmal stärken. Der Weg zur Porta-Kanzel befindet sich am Jakobsberg. Vom Bahnhof bzw. der Bundesstraße 482 könnt ihr die steil abfallende Felswand sehen. Sie ist gut gesichert, sodass die Straße nicht von gefährlichem Steinschlag bedroht wird.
Auf dem Weg zur Portakanzel könnt ihr das anstehende Gestein des Jakobsbergs aus der Nähe betrachten. Das Gestein ist dunkelgrau bis bräunlich und mäßig bis stark kalkhaltig. Es ist brüchig und plattig verwittert, sodass sich ein kleiner Schuttkegel gebildet hat. Im Hangenden seht ihr dickbankiges, bräunlich-gelbliches Gestein. Ihr befindet euch geologisch an der Grenze von Ornatenton zu Heersum-Schichten ³. Der erscheint Ornatenton etwas grobkörniger als am Steinbruch Todenmann. Es ist möglich, dass er hier aufgearbeitetes Material aus den Heersum-Schichten enthält.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden Stollen des Erzbergbaus im Wesergebirge ausgebaut, um dort Produktionsstätten für verschiedene Industriegüter zu errichten (Untertageverlagerung), damit sie vor einem Angriff geschützt sind. Im Jakobsberg befand sich die U-Verlagerung „Dachs 1“ ¹. Die schwere Arbeit wurde unter unmenschlichen Bedingungen von Häftlingen aus den KZ in Porta Westfalica (an der Kreuzung Mindender Weg/Frettholz Weg) und Brakhausen verrichtet ¹.
An der Porta-Kanzel angekommen, habt ihr eine super Aussicht auf die Weser, das Kaiser-Denkmal und die ganze Landschaft. Ihr könnt über den Kammweg nun noch zum Fernmeldeturm weiterlaufen und von dort noch mehr Aussicht genießen. Von dort kann man über gut ausgebaute Wege in einem kleinen Bogen wieder zurück in Altstadt von Porta Westfalica gelangen.
Literatur:
- Bergmann, J. (2011): Der unterirdische Krieg an der Porta Westfalica: Untertage-Produktion im Dritten Reich. (Bei google.books)
- Betzer, H.-J. et al. (2003): Geologie im Weser- und Osnabrücker Bergland. (Hrsg.: Geologischer Dienst NRW, Krefeld.)
- Geo Portal NRW: Geologische Karte 1:100.000. Online aufgrufen im April 2017
- Lanser, K.-P. (2014): Raubsaurier und Krokodile im Wiehengebirge Kreis Minden-Lübbecke, Regierungsbezirk Detmold. (Archäologie in Westfalen-Lippe). Online aufgerufen im Mai 2017
- Temlitz, K. (1995): Geologische Entwicklung des Weserberglands. (In: Spieker Bd. 37, pp. 1-12). Online aufgerufen im März 2017