Die Weserquelle und der Hohe Hagen

Die Weser besitzt keine Quelle im klassischen Sinne, sondern beginnt dort, wo die Flüsse Fulda und Werra aufeinandertreffen. So steht auf dem „Alten Weserstein“ geschrieben:

Wo Werra sich und Fulda küssen
Sie ihre Namen büssen müssen,
Und hier entsteht durch diesen Kuss
Deutsch bis zum Meer der Weser Fluss.
Hann. Münden, d. 31. Juli 1899

Hannoversch Münden bildet den Startpunkt dieser Paddeltour an der Weser. Einsetzen könnt ihr am Mündener Kanu-Club. Dort könnt ihr auch eure erste Nacht auf dem Campingplatz verbringen und einen Ausflug zum alten Basaltsteinbruch auf dem Hohen Hagen unternehmen. Ihr benötigt mit dem Fahrrad ungefähr 1,5 Stunden (15 km). Da der Hohe Hagen auf etwa 490 m ü. NHN ansteigt, ist das letzte Drittel der Tour entsprechend steil. Infos zum Radverleih gibt es bei der Touristeninformation Hannoversch Münden. Alternativ könnt ihr auch einmal die Stunde den Bus 120 an der Haltestelle Pionierbrücke nehmen, ca. 30 Min. bis nach Dransfeld (Haltstelle Grundschule) fahren und die letzten 3 km zu Fuß gehen (weitere 30 Min.). Von Dransfeld bis zum Gaußturm müsst ihr etwa 180 Höhenmeter überwinden.

Der Abbau von Basalt begann um 1825 und wurde in den 1980er Jahren eingestellt, da er nicht mehr rentabel war. Das vulkanische Gestein stammt aus dem mittleren Miozän 4 (ca. 16-11 Mio. Jahre v. heute), wir beginnen also nicht mit der ältesten Einheit in der Oberweserregion. Am Fuße des Hohen Hagens und in seiner Umgebung steht Muschelkalk (ca. 240 Mio. Jahre v. heute) aus der Trias an 4, das heißt, die basaltische Schmelze hat diese älteren Ablagerungen durchdrungen und ist dann an der Oberfläche ausgetreten. Die chronologische Erläuterung der triassischen Gesteine beginnt im nächsten Kapitel.

Modellvorstellung zur Dehnung kontinentaler Lithosphäre. Nach Bahlburg & Breitkreuz (2008) 1 bzw. Brown et al. (1992) 7.

Während des Miozäns gab es im heutigen Mitteldeutschland häufiger vulkanische Aktivitäten; z.B. in der Hessischen Senke (Vogelsberg), dem Westerwald und der Eifel. Das Vorkommen am Hohen Hagen zählt zu den nördlichsten in ganz Deutschland. Im Frühen Miozän war die Gegend von Seen und Mooren geprägt. Durch tektonische Brüche und Senkungen wurde es im Verlauf des Tertiärs neugestaltet und der Vulkanismus setzte ein ². Dabei handelt es sich nicht um Vulkanismus an einer Plattengrenze, sondern innerhalb einer tektonischen Platte (= Intraplatten-Vulkanismus). Als Ursache hierfür werden eine Ausdehnung der Lithosphäre und geringfügiges Aufsteigen von Mantelmaterial (Diapirismus) angenommen 3. Durch tektonische Verschiebungen konnte das, auf geologischen Zeitskalen plastische, Material der Asthenosphäre aufsteigen (siehe Abb. oben). Die tektonischen Vorgänge bedeuten eine Druckentlastung, sodass die Druck- und Temperaturverhältnisse eine Schmelze begünstigen und das Material aufsteigen lassen.

Wo der Steinbruch noch nicht überwachsen ist, könnt ihr erkennen, dass der Basalt hier in vielen, dicht aneinander gedrängten Säulen vorkommt. Die Grundfläche der Säulen ist meist fünf- bis sechseckig, wenige Säulen haben auch nur vier Ecken. Grundsätzlich können sich aber auch sieben bis acht Ecken ausbilden. Diese polygonale Säulenform entsteht während des Abkühlens der Lava: Beginnt das Material an einer Stelle abzukühlen, bilden sich, ähnlich wie bei Trocknung, Risse. Diese setzen sind dann bei fortschreitender Abkühlung in das Innere des Materials fort. Die Ausrichtung der Säule ist also senkrecht zur Abkühlungsfläche 5.

(Foto)

Der Basalt am Hohen Hagen enthält Silikate in Form von Plagioklas (Feldspat mit hohem Natrium- und Calciumanteil), Pyroxen, Olivin und wenig Biotit. Des Weiteren sind aus der Oxidgruppe Magnetit und Ilmenit enthalten; Flourapatit (Mineralklasse der Phosphate, Arsenate, Vanadate) kommt ebenfalls vor. Somit ergibt sich Alkali-Olivin-Basalt als genauere Bezeichnung 6. Die Anteile der verschiedenen Minerale bestimmt zum einen die Ausgangschmelze und zum anderen die Differenzierungsprozesse, welche während der Abkühlung stattfinden.

Für Leute, die gern suchen und stöbern gibt es noch ein kleines Extra: Bei Bodenfelde soll es laut NIBIS®-Kartenserver ein weiteres miozänes Basaltvorkommen geben. Öffnet ihr den Kartenserver, könnt ihr unter „Themenkarten“ die Gruppe „Geologie“ öffnen, in dem ihr auf das Kleine Plus-Symbol klickt. Dort wählt ihr nun den Layer „Geotope“ wählen, gebt im Suchfeld (grüne Lupe) „Bodenfelde“ ein und schon seid ihr im richtigen Kartenausschnitt. Direkt nördlich von Bodenfelde an der Amelither Straße (L551) wird ein kleines, blaues Geotop-Symbol angezeigt (Breite: 51° 39′ 30.70“, Länge: 9° 32′ 53.07“). Leider konnte ich den alten Steinbruch während meiner Recherchetour nicht finden – weder im Juli, noch im laubfreien März. Das Luftbild von Google Maps liefert auch keine Hinweise auf eine Abbruchkante. Also: Wer suchet, der findet! Und hinterlässt hoffentlich einen Kommentar unter diesem Artikel 😉 Viel Spaß bei der Suche!


Literatur:

  1. Bahlburg, H. & Breitkreuz, C. (2008): Grundlagen der Geologie (3. Auflage, Spektrum-Verlag)
  2. Betzer, H.-J. et al. (2003): Geologie im Weser- und Osnabrücker Bergland. (Hrsg.: Geologischer Dienst NRW, Krefeld.)
  3. Hoffmann, V. E. & Riegel, W. (2004): Exkursion: Trias und Jura von Göttingen und Umgebung. (Beitrag zur 74. Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft, 02.-08. Oktober 2004). Online 
  4. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (1999): Geologische Karte von Niedersachsen 1:25.000, abgerufen über den NIBIS®-Kartenserver im April 2017.
  5. Müller, G. (1999): Trocknungsrisse in Stärke – „Küchenphysik“ erzeugt Pseudoerdbeben und simuliert Basaltsäulen. (Physikalische Blätter 55 Nr. 10, pp. 35-37) Online
  6. Wedepohl, K. H. (1950): Der Feldspatbasalt des „Hohen Hagen“ bei Dransfeld. (Heidelberger Beiträge zur Mineralogie und Petrographie, Bd. 2, pp. 378-382).
  7. Brown, G. C.; Hawkesworth, C. J. (1992): Understanding the Earth (Cambridge Univ. Press, 551 S.; Hrsg.: Wilson, R.C.L.)

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