Bremens Häfen

Habt ihr die in der Karte markierte Bronzetafel zur Balge entdeckt und blickt nach Südwesten zur Weser, seht ihr die Wilhelm-Kaisen-Brücke. Etwa 50 m flussabwärts von hier beginnt die Kilometrierung neu, da diese Stelle im 13. Jahrhundert das Ende der Binnenschifffahrt und den Anfang der Seeschifffahrt markierte. Heute liegt diese Grenze noch etwas weiter flussabwärts, nämlich an der Eisenbahnbrücke der Strecke Bremen-Oldenburg (Unterweser Kilometer 1,38), die alte Kilometrierung wurde jedoch beibehalten ¹.

Paddelt ihr weiter, werdet ihr die neu gebauten Häuser der Überseestadt sehen, die im Zuge der Modernisierung des Viertels entstanden. Im Jahr 2000 wurde damit begonnen, den Europahafen für den Tourismus auszubauen und das gesamte Viertel umzugestalten. Direkt in der Nähe befindet sich ein Hafenbecken, das nur noch für die Sportschifffahrt genutzt wird. Als Gast könnt ihr hier am Anleger der Marina Europahafen festmachen (siehe Karte) und einen Kaffee in modernem Hafenflair genießen.

Die große Weserkorrektur legte den Grundstein für den Ausbau der bremischen Häfen im Stadtgebiet. Seit dem Hochmittelalter war die Versandung der Weser so stark, dass auf den Hafen Vegesack und ab Anfang des 19. Jhd. auf Bremerhaven ausgewichen werden musste. Der starke Eintrag von Sediment aus dem Einzugsgebiet des Flusses war die Folge von großflächigen Rodungen zur Ackerlandgewinnung. Aufgrund des fehlenden Wurzelwerks erodierte der Boden zunehmend und das Material gelangte über die Nebenarme in den Hauptstrom.

Ende des 19. Jhd. begann dann das Bauvorhaben; die Unterweser wurde immer weiter ausgebaut, begradigt und vertieft, um auch großen Frachtern das Einlaufen zu ermöglichen und einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Bremerhaven zu vermeiden. Der Ausbau wurde während des 20. Jhd. erweitert. Dies hatte auch Einfluss auf den Tidenhub: Betrug er vor der Korrektur nur etwa 30 cm, hat er sich mittlerweile auf ca. 4 m erhöht ³. Durch die Vertiefung des Fahrwassers bis auf ca. 16 mSKN (Bremerhaven) bzw. 10,5 mSKN (Bremen Industriehafen) und die zahlreichen, geraden Spundwände erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit so, dass die Folge verstärkte Sohlenerosion war. Der Bau des alten Weserwehrs zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte ein Fortschreiten dieses Prozesses in der Mittelweser verhindern.

Der Europahafen wurde Ende 1887 ausgebaut und der Hafen an der Schlachte aufgegeben. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts verlor aber auch der Europahafen allmählich an Bedeutung, da er nicht für die großen, neuen Containerschiffe ausgelegt war ². Diese kamen nur noch bis Bremerhaven. Für kleinere Frachte reichte der Bremer Industriehafen und aus.

Der Industriehafen liegt ein Stück weiter flussabwärts (ca. Unterweser Kilometer 8). Die Hafenbecken hinter der Schleuse sind nicht öffentlich zugänglich, können aber bei einer Hafenrundfahrt besichtigt werden. Neben einem Kohlekraftwerk, das regelmäßig beliefert werden muss, sind hier Logistikunternehmen angesiedelt, die den Umschlag von unterschiedlichsten Gütern regeln: Es werden Frachter mit Mineralöl, Stahl, Holz oder Futtermitteln beladen und gelöscht. Der Hafen wurde 1910 das erste Mal von dem Frachter „Leula“ angelaufen.

Mittlerweile haben sich die Anzahl der Schiffe und vor allem die Menge an umgeschlagenen Gütern stark verändert, insbesondere in den letzten Jahrzehnten. 1980 wurden etwa 27 Mio. Tonnen Fracht an den Häfen Bremen und Bremerhaven umgeschlagen, bereits 2009 hatte sich die Zahl auf 63 Mio. Tonnen mehr als verdoppelt. Besonders erstaunlich ist aber die Zahl aller ein- und auslaufenden Frachtschiffe: 1980 waren es 10.400 und im Jahr 2009 nur noch 7.500 Schiffe ³. Die Frachter und Containerschiffe werden also immer größer, weshalb auch die Vertiefung der Fahrrinne der Außenweser 1998 durchgeführt wurde.

Ein weiteres Problem ist die Begradigung und die Befestigung des Flusses. Durch Spundwände und betonierte Böschungen werden die Ufer steiler und es gehen Flachwasserbereiche verloren, in denen sich eigentlich viele Tiere und Pflanzen ansiedeln. Seit Beginn des 20. Jhd. hat die Unterweser etwa 80 % dieser Flachwasserbereiche verloren ³.


Literatur:

  1. Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (2016): Wasserstraßen Weser, Werra, Fulda. Aufgerufen April 2017. Online
  2. Informationsportal der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (2017), Abschnitt Historie. Aufgerufen: April 2017. Online
  3. Meine, Manfred (2013): TIDE-project Weser Estuary Fact Sheet. Online

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