Wenn ihr das Umtragen oder das Schleusen am Wehr hinter euch habt, kommen etwa 15 Flusskilometer durch das Bremer Stadtgebiet auf euch zu. Die Ufer sind größtenteils mit Steinen, Beton oder Spundwänden befestigt, aber am linken Ufer gibt es auch Bereiche mit Sandstrand (z.B. am Café Sand). Etwas flussabwärts, kurz vor der Eisenbahnbrücke auf der rechten Uferseite, bietet die Marina Bremen einen Gastanleger, den ihr für wenig Geld nutzen könnt, um einen kleinen Ausflug in die Innenstadt zu unternehmen. Hier werdet ihr auch dem Obernkirchener Sandstein wieder begegnen: Das Bremer Rathaus wurde im 17. Jhd. im Stil der Weserrenaissance aus diesem, auch „Bremer Stein“ genannten, Material erbaut.
Der überwiegende Teil der Altstadt liegt auf dem Dünenrücken, der sich am Ostufer der Weser von Verden nach Bremen-Nord erstreckt und schon im Kapitel zur Mittelweser erwähnt wurde. Neben der Altstadt befinden sich auch der Bremer Westen, die Östliche Vorstand und Teile von Bremen-Hemelingen auf diesem Höhenzug. Aufgrund der natürlichen Schutzwirkung vor Hochwasser wurde er schon früh besiedelt. Einige Funde, wie auf dem „Wülschenberg“ in Bremen-Hemelingen reichen bis in die Jungsteinzeit zurück ³. Erste feste Siedlungen entstanden im ersten Nachchristlichen Jahrtausend und im Jahre 787 n. Chr. wurde die Kaufmannsiedlung im heutigen Altstadtgebiet zum Bischofssitz.
Zu dieser Zeit befand sich bereits ein erster Hafen in Bremen. Er lag zunächst am unbefestigten Ufer der Balge (auch „Balje“), einem ehemaligen Nebenarm der Weser. Später wurde er weiter ausgebaut: Bei Grabungen fand man in der Nähe der Böttcherstraße Reste von hölzernen Uferbefestigungen aus dem 13. Jhd. n. Chr., sowie Hinweise auf einen Werftstandort ¹. Der kleine Nebenarm verlief in einem Bogen etwa von der heutigen Straße Altenwall, über den Marktplatz und mündete in der Nähe der Fußgängerbrücke an der Schlachte wieder in den Hauptstrom ². Im Laufe der Zeit wurde die Balge durch Baumaßnahmen eingeengt und verlandete langsam. Da die Schiffe zudem immer größer wurden, legten sie vermehrt direkt am Hauptstrom an der Schlachte an, sodass die Balge zu Beginn des 17. Jhd. n. Chr. aufgegeben wurde und 1838 schließlich vollständig zugeschüttet wurde.
Ihr könnt einige bronzene Hinweistafeln finden, die in das Straßenpflaster eingelassen sind und an die Balge erinnern (siehe Karte). Dies war jedoch nicht der einzige natürliche Nebenarm der Weser im Stadtgebiet. Die Menschen, die im Frühmittelalter begannen die Umgebung bewohnbar zu machen, fanden eine Vielzahl von kleinen Flussläufen vor, die es zu befestigen galt. Ein weiteres Beispiel ist die Kleine Weser. Am Lauf der Unterweser befinden sich noch weitere Altarme, die zum Teil noch erkennbar sind und die ihr auf eurer Reise sehen werdet.
Literatur:
- Bischop, Dieter (2008): Der Bohlenweg unter der Böttcherstraße aus dem Winter 1274/1275. (Bremer Archäologische Blätter Bd. 7, pp. 55-65)
- Bischop, Dieter & Jager, Daniela (2008): Der Balge auf der Spur: Ausgrabungen 2004/2005 beiderseits der Langenstraße. (Bremer Archäologische Blätter Bd. 7, pp. 187-198)
- Mittmann, Meike (2005): Der Wülschenberg – Die Landschafts- und Besiedlungsgeschichte einer Düne in der Hemelinger Marsch seit der Jungsteinzeit. (Bremer Archäologische Blätter Bd. 6, pp. 21-31)