Die Westergate und Harriersand

Die Inseln in der Weser werden auch als Platen bezeichnet. Eine Plate entsteht, wenn sich innerhalb des Flusses Sedimente ansammeln, die dann zu kleinen Sandbänken anwachsen. Das Wasser muss sich nun einen Weg an den Sandbänken vorbei suchen und bildet dabei oft einen Nebenarm aus. An der Sandbank sammeln sich immer mehr Sedimente, zum Teil verfängt es sich auch im Bewuchs der neuen Insel. Irgendwann erreicht sie eine Höhe über dem Wasserspiegel, sodass sie nicht mehr oder nur noch selten überflutet wird. Beispiele in der Weser sind die Platen Elsflether-Sand, Harriersand und die Strohauser Plate.

Der Elsflether-Sand wird im Osten vom Hauptstrom der Weser und im Westen durch einen Altarm, die Westergate, begrenzt. Etwas weiter flussabwärts vom Campingplatz Juliusplate zweigt die Westergate nach vom Hauptstrom ab und mündet bei Elsfleth in die Hunte. Gegenüber des U-Boot Bunkers Valentin befindet sich das Rekumer Loch, das den Elsflether-Sand teilt. Die südliche der beiden Inseln wird auch als „Weserdeicher Sände“ bezeichnet.

 

Die Westergate nördlich vom Campingplatz Juliusplate.

Wenn ihr einen kleinen Spaziergang von der Juliusplate nach Norden unternehmt oder bei Hochwasser ein Stück in die Westergate paddelt, bekommt ihr einen kleinen Eindruck davon, wie die Landschaft an der Weser ausgesehen haben könnte, als sie noch nicht so stark vom Menschen beeinflusst war und mehrere solcher Nebenarme existierten. Die Ufer waren in Zeiten ohne Befestigung wahrscheinlich sumpfiger, aber vom Kanu aus fallen diese Befestigungen kaum auf, da sie von den hochgewachsenen Schilfbeständen (Phragmites spec.) verdeckt werden. Diese waren, zusammen mit anderen Röhrichtpflanzen, typisch für das ehemals ausgedehnte System aus kleinen Flussläufen und Brackwasserbuchten des Jade-Weser-Raums ². Weiden und Erlen sind häufige Gehölze an trockeneren Standorten im Uferbereich.

Der Strand am Elsflether Sand kurz vor Niedrigwasser.

Dennoch ist die Weserdeicher Sände an ihrem nördlichen Ende stark vom Menschen beeinflusst. Um die Gefährdung von Flora und Fauna durch die Weservertiefung von 1998 zu kompensieren, wurde hier eine künstliche Flachwasserzone angelegt. Dazu wurden Sand und Klei ausgebaggert, am Elsflether-Sand wieder aufgespült und ein erhöhter Bereich als Trockenstandort eingerichtet ³.

Schräg gegenüber der Mündung der Hunte kommt ihr auch schon an der nächsten Weserinsel vorbei: Harriersand. Diesmal zweigt der Nebenarm nach Osten ab und findet direkt nördlich von Brake wieder in den Hauptstrom zurück. Auf Harriersand, Deutschlands längster Flussinsel, könnt ihr zelten und euch die Stadt Brake am Westufer der Weser ansehen. Hierfür nutzt ihr am besten die Fähre, denn mit dem eigenen Boot in Brake anlegen ist etwas schwierig – alles Hafengebiet.

Harriersand bestand ehemals aus mehreren Inseln, wobei der nördliche Teil die Hauptinsel bildete, während der Süden aus vielen kleinen Teilen bestand. Die Insel wuchs aber nicht durch natürliche Verlandung zusammen, sondern wurde im Zuge der Weservertiefung in den 1920er Jahren mit dem Baggergut zusammengefügt. Auf der östlichen Seite von Harriersand befindet sich jenseits des Deichs ein breiter Schilfgürtel und der Nebenarm ist kaum noch zu erkennen. Seit der ersten Weserkorrektur verlandet er immer mehr, da die Hauptströmung dem vertieften Flussbett folgt. Die Lebensräume im Flachwasser des Flusses sind zwar verschwunden, jedoch ergeben sich auch neue Habitate im Schilfröhricht ¹.


Literatur:

  1. Hamer K., Cutts N., Knüppel, J., Liedtke N., Manson S., Roose, F., Schröter J. and W. Vandenbruwaene (2013): Shallow water areas in North Sea estuaries -changing patterns and sizes of habitats influenced by human activities in the Elbe, Humber, Scheldt and Weser. 41 pages and Annex (73 pages). (TIDEReport, financed within Interreg IVB. Hamburg) Online
  2. Streif, Hansjörg (1990): Sammlung Geologischer Führer Band 57, Das Ostfriesische Küstengebiet; Inseln, Watten, Marschen. Borntraeger-Verlag. 380 S., 58 Abb., 10 Tab.
  3. Kurth, Regina (2006): Kompensationsmaßnahme Rönnebecker Sand. (Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest, Zwischen Weser und Ems, Heft 40, Beitrag 2) Online

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